„Neue Musik“ kann für ungeübte Ohren herausfordernd und schwer zugänglich sein. Für eine monothematische Magazinreihe, die sich diesem spannenden Feld widmet, entwickelte ich ein Gestaltungskonzept, das neugierige Leser:innen behutsam an das Thema heranführt.
Jede Ausgabe porträtiert einen zeitgenössischen Komponisten – den Auftakt macht Wolfgang Rihm.
Das Magazin entstand im 7. Semester an der Hochschule Düsseldorf unter der Betreuung von Irmgard Sonnen.
Ein zentrales Gestaltungsmotiv ist die Linie – als grafisches Abbild von Klang, Bewegung und Energie. Sie zieht sich durch das Magazin, füllt Räume, überschreitet Seitenränder und fragmentiert sich wie einzelne Klangereignisse. Ergänzend spielt die Idee der Faltung mit Wahrnehmung: Erst durch physisches Eingreifen ergeben sich neue Formen, ähnlich wie sich Rihms Musik erst durch wiederholtes Hören erschließt.
Der Lesefluss wird bewusst variiert: durch gesperrte Worte, ungewöhnliche Zeilenlängen oder minimale typografische Irritationen. Diese subtilen Brüche spiegeln, wie Rihm Erwartungen unterläuft.
Besonders charakteristisch ist die Schriftmischung: Eine Serif- und eine Grotesk-Schrift derselben Schriftfamilie (PT Sans und PT Serif) werden kombiniert – ein Effekt, der erst auf den zweiten Blick auffällt. Diese Mischung wirkt vertraut und ungewohnt zugleich: Die Serif steht für Wärme, Tradition und organische Form; die Grotesk für Klarheit, Reduktion und Struktur. Zusammen erzeugen sie ein Schriftbild, das leise irritiert und dadurch exakt das widerspiegelt, was Rihms Musik ausmacht: ein Spiel mit Erwartungen und Brüchen, das dennoch kohärent bleibt.
Im Druck wird bewusst mit Schwarz und Tiefschwarz gearbeitet. Das doppelte Schwarz erzeugt eine visuelle Tiefe, die an die extremen Kontraste in Rihms Werkästhetik erinnert – zwischen Stille und Explosion, Kargheit und Fülle. Tiefschwarz gibt der Liniengrafik und den typografischen Akzenten eine fast haptische Intensität, während normales Schwarz Raum für Differenzierung, Lesbarkeit und Ruhe lässt. So wird der Schwarzton selbst Teil des erzählerischen Klangraums.
Das Ergebnis ist ein Magazin, das durch Raster, Typografie, Bewegung und Materialität ein eigenständiges visuelles Echo neuer Musik bildet – experimentell, aber präzise geführt; ungewöhnlich, aber zugänglich.

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